Sonntag, 21. Dezember 2008

Guadalupe Reyes - Weihnachten in Mexiko

Mexikaner finden immer einen Grund zum Feiern. Sei es der Geburtstag der Kusine des Kumpels einer Ex-Freundin, der Uniabschluss eines Bekannten oder ein religiöser Feiertag. Letzteres trifft wohl auf die Fiestas in der gesamten Vorweihnachtszeit zu. Mit dem 12. Dezember, dem Tag der heiligen Jungfrau Guadalupe beginnt der so genannte Maratón Guadalupe Reyes. Scherzhaft ist hiermit die Zeit bis zum 6. Dezember (Heilige Drei Könige, span. Día de Reyes) gemeint, in der es immer eine Party gibt.

Los geht es mit den traditionellen Posadas, die immer bei irgendjemandem zu hause stattfinden. Hier dürfen in der Regel Piñatas und Punsch nicht fehlen, Musik und Tanz natürlich auch nicht. Die Weihnachtstage (nur 24. und 25.) werden dann, ähnlich wie in Deutschland mit der Familie verbracht. Die Gewohnheiten tendieren hier stark, allerdings ist Weihnachten neben dem Unabhängigkeitstag am 16. September oder dem Día de Muertos lange nicht der wichtigste Feiertag im Jahr, und hauptsächlich Kinder werden mit Geschenken bedacht. Es folgt Neujahr, was viele Hauptstädter zum Anlass nehmen um ans Meer zu fahren und dort zu feiern. Am 6. Januar dann gibt es für die Niños noch einmal Geschenke und man trifft sich, um ein spezielles süßes Brot zu essen, dass neben Nüssen und kandierten Früchten immer eine kleine Figur enthält. Wer das Stück mit der Puppe erwischt, muss im Februar dann an einem weiteren Feiertag die Tamales bezahlen, das sind mit Maismehl gefüllte Mais- oder Bananenblätter. Prinzipiell gibt es zu jedem dieser Anlässe Essen, Musik und Alkohol, was das Ganze auf Dauer auch anstrengend macht. Manch einer, der für ein feuchtfröhliches Zusammensein immer gut zu haben ist, lobt gerne auch den Maratón Reyes Guadalupe, aber das ist ein anderes Thema...

Leider werde ich die Weihnachtszeit in Mexiko verpassen, da ich in den nächsten zwei Wochen in Düsseldorf bei meiner Familie sein werde. Es erwartet mich also ein vertrautes deutsches Weihnachtsfest und ein Sylvester, an dem mit Altbier angestoßen wird. Im neuen Jahr werde ich mich zurückmelden, bis dahin alles Gute, frohes Fest und einen guten Rutsch.

Sonntag, 14. Dezember 2008

D.F. von oben

Ich hatte dieses Wochenende Besuch von zwei Freundinnen aus Toluca, einer Stadt in der Nähe des Distrito Federal. Sie arbeiten dort ebenfalls in einem Freiwilligendienst und kamen, um Mexikos Hauptstadt zu entdecken. Ich habe die Chance genutzt, um selber einmal die touristischen Attraktionen hier zu besichtigen, die ich in über drei Monaten, in denen ich jetzt schon hier lebe immer noch nicht gesehen hatte.

Unsere kleine Sightseeingtour beinhaltete unter anderem den Torre Latinoamericana, in den 50er Jahren mit seinen 183 Metern einst höchstes Gebäude in Lateinamerika und ganzer Stolz der Stadt, dessen Ähnlichkeit mit dem Empire State Building wohl kaum abzustreiten bzw. zufällig ist. Von oben hat man bei schönem Wetter theoretisch einen sehr guten Blick über die ganze Stadt. Samstag war ein sonniger Tag wie fast immer, wenn nicht gerade Regenzeit ist. Optimale Bedingungen also, um mal ein paar Fotos zu machen und sich ein Bild von den Ausmaßen Mexiko Stadts zu machen.


Wir hatten die Rechnung allerdings ohne den Smog gemacht...




Sonntag, 7. Dezember 2008

Te hace daño no saber

Diese Woche hatte ich ein weiteres Mal ein sehr aufschlussreiches Erlebnis bezüglich der politischen und sozialen Situation in diesem Land.

Johannes, ein Freund von mir aus Wien arbeitet hier im Centro Nacional de Comunicación Social (Cencos), einer NGO die sich mit Menschenrechten und insbesondere der Presse- und Meinungsfreiheit in Mexiko befasst. Er lud mich am Dienstag zu einer von Cencos und Article 19 organisierten Veranstaltung ein, auf der die beiden Organisationen ihre neue gemeinsame Kampagne Te hace daño no saber vorstellten. In einem Museum in Mexikos Altstadt gab es neben Wein und Häppchen, den Präsentationen der Werbespots für Funk und Fernsehen auch geladene Gäste, die teilweise beunruhigende Ansprachen hielten.

Die eingeladenen Journalisten sprachen an dem Abend Klartext zur aktuellen Situation der Pressefreiheit und ihrer eigenen Sicherheit, die Anlass zu der Kampagne gibt, die übersetzt soviel wie "Es schadet dir, nicht Bescheid zu wissen" heißt . Die Reporter berichteten davon, dass sie und ihre Kollegen aufgrund von kritischer, investigativer Berichterstattung immer wieder Bedrohungen, Einschüchterungen und häufig lebensgefährlichen Aggressionen ausgesetzt sind. Seit dem Jahr 2000 sind so in Mexiko 29 Journalisten ermordet und acht entführt worden. 13 der Morde fanden allein in diesem Jahr statt, zuletzt in der Grenzstadt Juárez am 13. November an Armando Rodríguez, der für das Lokalblatt El Diario schrieb.

Außerdem eingeladen war Rosa Isela Caballero, Ehefrau des Journalisten José Antonio García Apac, der 2006 im Bundesstaat Michoacán verschwunden ist. Vermutlich wurde er aufgrund der Veröffentlichung von Artikeln über vermeintliche Zusammenhänge von Regierung und Kämpfen zwischen Drogenkartellen entführt. Seine Frau ist nun seit zwei Jahren im Ungewissen über das Schicksal ihres Mannes. Es war sehr beeindruckend, ihre persönliche Geschichte zu hören, und es machte einem deutlich, wie machtlos die einzelnen Personen in solchen Situationen sind. Offenbar mangelt es in diesem Land gewaltig an Schutz und Sicherheit, die ein demokratischer Staat gewährleisten sollte.

Hoffentlich kann die Kampagne dem wenigstens ein bisschen entgegensetzen.