Sonntag, 7. Dezember 2008

Te hace daño no saber

Diese Woche hatte ich ein weiteres Mal ein sehr aufschlussreiches Erlebnis bezüglich der politischen und sozialen Situation in diesem Land.

Johannes, ein Freund von mir aus Wien arbeitet hier im Centro Nacional de Comunicación Social (Cencos), einer NGO die sich mit Menschenrechten und insbesondere der Presse- und Meinungsfreiheit in Mexiko befasst. Er lud mich am Dienstag zu einer von Cencos und Article 19 organisierten Veranstaltung ein, auf der die beiden Organisationen ihre neue gemeinsame Kampagne Te hace daño no saber vorstellten. In einem Museum in Mexikos Altstadt gab es neben Wein und Häppchen, den Präsentationen der Werbespots für Funk und Fernsehen auch geladene Gäste, die teilweise beunruhigende Ansprachen hielten.

Die eingeladenen Journalisten sprachen an dem Abend Klartext zur aktuellen Situation der Pressefreiheit und ihrer eigenen Sicherheit, die Anlass zu der Kampagne gibt, die übersetzt soviel wie "Es schadet dir, nicht Bescheid zu wissen" heißt . Die Reporter berichteten davon, dass sie und ihre Kollegen aufgrund von kritischer, investigativer Berichterstattung immer wieder Bedrohungen, Einschüchterungen und häufig lebensgefährlichen Aggressionen ausgesetzt sind. Seit dem Jahr 2000 sind so in Mexiko 29 Journalisten ermordet und acht entführt worden. 13 der Morde fanden allein in diesem Jahr statt, zuletzt in der Grenzstadt Juárez am 13. November an Armando Rodríguez, der für das Lokalblatt El Diario schrieb.

Außerdem eingeladen war Rosa Isela Caballero, Ehefrau des Journalisten José Antonio García Apac, der 2006 im Bundesstaat Michoacán verschwunden ist. Vermutlich wurde er aufgrund der Veröffentlichung von Artikeln über vermeintliche Zusammenhänge von Regierung und Kämpfen zwischen Drogenkartellen entführt. Seine Frau ist nun seit zwei Jahren im Ungewissen über das Schicksal ihres Mannes. Es war sehr beeindruckend, ihre persönliche Geschichte zu hören, und es machte einem deutlich, wie machtlos die einzelnen Personen in solchen Situationen sind. Offenbar mangelt es in diesem Land gewaltig an Schutz und Sicherheit, die ein demokratischer Staat gewährleisten sollte.

Hoffentlich kann die Kampagne dem wenigstens ein bisschen entgegensetzen.

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