Donnerstag, 5. März 2009

Mexiko in deutschen Medien

Dank Internet bin ich in der Lage, hier regelmäßig deutsche Nachrichten zu verfolgen. Die einschlägigen Seiten des Spiegel, der Zeit und der Süddeutschen scheinen einem einen guten Überblick zu geben über das, was in Deutschland und der Welt geschieht.

In den letzten Tagen habe ich jedoch auffällig viele Nachrichten über Mexiko gesehen und gelesen, die ein sehr einseitiges Bild vermitteln. Es ist richtig, dass Mexiko sich momentan in einer sehr schwierigen Situation befindet, was die Sicherheit und die politische Lage betrifft. Die Korruption war und ist hier eines der gravierendsten Probleme und vor allem der florierende Drogenhandel und die aus der Bekämpfung der Kartelle resultierenden Konflikte stellen eine ernste Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung da.

Allerdings beschränken sich diese "Drogenkriege" hauptsächlich auf die nördlichen Bundesstaaten dieses riesigen Landes. Vor allem entlang der Grenze zu den USA, in Tijuana oder in Ciudad Juárez, wo die Kartelle ihre unvorstellbare Macht ausüben und das Koks, Marihuana und was sonst noch alles verkauft wird hinüber auf den größten Drogenmarkt der Welt geschmuggelt wird, herrschen Zustände, wie man sie vorher nur aus Kolumbien kannte. Der restliche Grossteil Mexikos, etwa der Süden oder das Zentrum, wo ich lebe ist zwar nicht gerade die Schweiz, allerdings ist hier statt mit Enthauptungen, blutigen Gefängnisaufständen und öffentlichen Schießereien eher mit Taschendieben und fettleibigen, korrupten Polizisten zu rechnen.

Und dass in Cancún, das ohnehin fast nur von US-amerikanischen Partytouristen heimgesucht wird, zur Zeit des Spring Breaks ein eindeutiges Drogenproblem herrscht, ist ebenfalls nicht abzustreiten, allerdings auch nicht den Mexikanern vorzuwerfen. Glaubt man allerdings Spiegel Online bzw. dem amerikanischen Studenten mit den Minipli-Locken, der in dem dort gestern erschienenen Video ein Interview gibt, ist Cancún auch eine "Grenzstadt", in deren Straßen die Drogenbanden ihr Unwesen treiben. Glaubt man den meisten Mexikanern, sind das einzige, wovor man sich im Moment dort fürchten muss, amerikanische College-Studenten, die mit 2 Promille im Blut Wet-T-Shirt-Contests veranstalten.

Was in den letzten Tagen in deutschen Medien ankommt, entspricht sicherlich den Fakten. Allerdings vermittelt die einseitige Berichterstattung das Bild eines ganzen Landes, das im Drogensumpf versinkt, in dem an jeder Straßenecke Menschen erschossen und vergewaltigt werden und wo überall Chaos und Anarchie an der Tagesordnung stehen. Dies ist nicht so.

Keine Kommentare: